Berichte


Bericht über die 18. Wartburggespräche Katholischer Deutscher Burschenschaften


Ein Jahr ist schnell vorüber sang einst die Münchner Freiheit. Dies gilt jedoch nicht für die
Fahrt von Mainz nach Eisenach. An einem sonnigen Freitagnachmittag war unsere Anreise
geprägt von Staus und Baustellen, Baustellen mit Staus, Staus mit Baustellen und den
unvermeidbaren Freitagsfahrern. Eine Anreise mit der Bahn spart zwar die Staus aus,
beinhaltet dafür jedoch die handelsübliche Verspätung. Wann gibt’s denn endlich Billigflieger
nach Eisenach?
Angekommen in einer von Jahr zu Jahr schöner werdenden Stadt, hieß unser Ziel natürlich
Kaiserkeller. Die ganze Fahrt über hat mich der Gedanke an ein kühles Paulaner zu Ruhe
und Gelassenheit im Straßenverkehr geführt. Aber jetzt konnte mich nichts mehr aufhalten,
waren es vom Hotel doch nur wenige Schritte an die Theke.
Dort eingetroffen war es wieder da, dieses Wartburggefühl. Jeder der schon einmal dabei
war, wird das nachvollziehen können. Man freut sich die vielen Freunde wieder zu sehen, um
mit ihnen ein lehrreiches und geselliges Wochenende in toller Atmosphäre zu verbringen.
Und nach einem weiteren Bier erreichte ich ob meiner Müdigkeit bald den Zustand, in dem
mir selbst die Bedienungen im Kaiserkeller herzlich und zuvorkommend erschienen.
Da man im Kaiserhof jedes Jahr darauf bedacht ist, den Umsatz in Grenzen zu halten, wurde
bei Zeit die letzte Runde eingeleitet und wir stellten uns mal wieder die Frage: „Was machen
wir mit dem jungen Abend?“ Denn eines war klar, so jung kamen wir nicht mehr zusammen.
Wir beschlossen unsere Jugendlichkeit auszukosten und brachen in die Mutter aller
Discotheken, das „MAD“ auf. Preislich ein Aldi unter den Discos und stimmungsmäßig mit
Dieter Thomas Heck in seinen besten Jahren vergleichbar. Es war angerichtet. Der Tanz
konnte beginnen. Details berichte ich in den nächsten Jahren nach Ablauf der
Verjährungsfrist.
Käsebleich und blass vor Jammer wachten wir samstags auf. Im Gehirn pochte es wie ein
Hammer, doch blau machten wir nicht. Wir stärkten uns am herrlichen Frühstücksbuffet und
bestellten ein Taxi, denn den Bus hatten wir, wie jedes Jahr, verpasst. Aber man kennt uns
schon und Dank der Firma Taxi Nicolai erreichten wir auch in diesem Jahr wieder sicher den
Burghof.
„Der demographische Wandel“ stand auf unserem Stundenplan. Ein Thema, das zum einen
jeden betrifft und zu dem zum anderen sicherlich jeder schon einmal etwas gehört oder
gelesen hat. Ich persönlich finde es äußerst spannend und teilweise einfach nur
erschreckend, denn eine Welt in der Kinder eine Randgruppe darstellen, ist für mich eine
Welt, die ich nicht kennen lernen möchte. Jedoch merke ich gerade selbst, dass meiner
Generation die Familienplanung nicht unbedingt leicht gemacht wird. Das darf aber doch
kein Grund sein, auf Kinder zu verzichten. Mit dem richtigen Schuhwerk kann man auch
durch unwegsames Gelände laufen. Also packen wir es an. Zumindest Ihr liebe Leser, denn
ich bin gerade auf Dienstreise.
Es wären nicht unsere Wartburggespräche, würde nicht auf einen Höhepunk der nächste
folgen. Nach einem kleinen Mittagsimbiss war es für die Chargen Zeit sich in Schale zu
werfen. Schließlich hatten wir die Ehre, anlässlich des ersten katholischen Gottesdiensts auf
der Wartburg unter freiem Himmel zu chargieren. Und das alles noch unter der Regie von
Kardinal Georg Sterzinsky, dem Erzbischof von Berlin. Und da ein Kardinal nicht gerne
wartet, waren wir ausnahmsweise einmal zeitig umgezogen. In langer Prozession pilgerten
nun stolze zehn Chargenteams unter Blitzlichtgewitter der vielen Besucher in den Innenhof
der Burg. Dort zogen wir neben den Altar und suchten uns ein schattiges Plätzchen hinter
unseren Fahnen. Freiluftchargieren ist spitze, wären da nicht die Wespen.
Abends stand der große Europakommers an und schon mittags warf er im Burghof seine
Schatten voraus, als die Bundesbrüder Hennes Salzwedel und Toto Deutsch eifrig an ihrem
ersten Meisterwerk feilten. Wir anderen unterstützten sie wo wir nur konnten mit
regelmäßigem Anstoßen auf ihr Wohl.
Getrübt wurde der bis dahin schöne Tag durch einen schlimmen Zwischenfall. Der Vater von
Kbr Äskulap Bogen, dem hohen Senior Winfridiae, brach im Hof zusammen. Doch der liebe
Gott hat den RKDB mit Schutzengeln ausgestattet und so konnte sein Zustand nach
hervorragender Arbeit unserer verbandseigenen Rettungsassistenten und Ärzte stabilisiert
werden. Heute geht es unserem Farbenbruder AH Bogen schon wieder viel besser. Ich
möchte es nicht versäumen, ihm auf diesem Weg unsere besten Genesungswünsche
zukommen zu lassen.
Der Kommers begann in alter Tradition mit dem Einzug der hohen Chargierten, die nach
einigem Hin und Her auch in der zweiten Reihe des Präsidiums wenigstens runde Tische für
ihre Schläger und Getränke hatten. Die Kommersführung lag in diesem Jahr erstmals in den
Händen der Bundesbrüder Hennes Salzwedel und TotoDeutsch, in dem ersterer dem
letzteren das Zepter nach dem Hochoffiz überreichte. Besonders die kurzweilige Festrede
von Staatsminister Mertes, sowie die zahlreichen Bandverleihungen und natürlich die Ehrung
für unseren Bbr Fietje ob seines langjährigen Ringphilisterseniorates waren die Höhepunkte.
Der zweite offizielle Teil wurde maßgeblich durch den Chor und die zahlreichen Grußworte
geprägt, bei denen sich leider nicht jeder an die Parole hielt: „In der Kürze liegt die Würze.“
Zum Kommers möchte ich noch folgendes sagen:
Die beiden Neulinge am Mikrophon haben ihre Sache fantastisch gemeistert. Ich spreche
aus Erfahrung wenn ich sage, dass einem kurz vor dem Einzug im Gang ganz schön die
Knie zittern. Man hat euch beiden das Zittern nicht angemerkt. Wir freuen uns auf nächstes
Jahr. Spitze!
Und noch was, ein Aufruf an Kritiker des Kommerses. Liebe Bundes- und Kartellbrüder,
kritisiert doch bitte ohne vorgehaltene Hand und tragt stattdessen lieber selbst etwas zu
einem guten Gelingen des Kommerses bei. Verbesserungen sind immer möglich und
entsprechende Vorschläge sehr willkommen.
Der Abend endete, nein, nicht in der Disco, sondern im Bett. Die Erfahrung der letzten Jahre
lehrte mich, dass nur ein frühes Aufbrechen ein staufreies nach Hause Kommen garantiert.
Und da ich montags bereits wieder verreisen musste, wollte ich wenigstens noch ein paar
Stunden des Sonntags zu Hause haben. Ich habe mir aber berichten lassen, dass die in
diesem Jahr erstmals veranstaltete Matinee im Bachhaus fantastisch gewesen sein soll. Das
musikalische Talent der „Veith-Familiy and Friends“ ist jedem Sigfriden bekannt, und was der
Madrigalchor unseres lieben Bundesbruders AH Capello Fischbach kann, das wissen die
Wartburgteilnehmer auch schon lange. Ich bitte daher um eine Wiederholung im nächsten
Jahr, die ich mir sicher nicht entgehen lassen werde.
Ein großes Dankeschön an das vorbereitende Komitee der Wartburggespräche und an alle
Akteure, die zum Gelingen beigetragen haben. Alles in allem kann ich nur sagen, dass es
wie immer ein fantastisches Wochenende war für das gilt: Wer nicht da war, der hat was
verpasst!